Geburtsreportage

17. September 2018

Nach einem vollgestopften Tag endlich ab aufs Sofa und die Beine hochlegen… So war zumindest der Plan, den ich nach dem heimkommen gefasst hatte. Es fing auch erstmal gut an: Wenig später befand ich mich im Wohnzimmer und sah mich in Gedanken schon eingeschlafen vor dem Fernseher. Allerdings klingelte schon nach der ersten halben Stunde mein Handy. Na toll, für ein Gespräch war ich eigentlich viel zu geschafft. Doch mit einem Blick auf das Display verabschiedete sich meine Müdigkeit.

Der Anruf kam von meiner Freundin Nancy, mit der ich ein Projekt geplant hatte, auf das ich mich schon lange freue: Ich sollte die Geburt ihres vierten Kindes fotografieren.

Ein absoluter Ehrenauftrag für mich. Als Mutter von zwei Kindern hatte ich den ganzen Prozess und die Gefühle bereits erlebt und hätte im Nachhinein gerne die Möglichkeit gehabt, diese Eindrücke greifbar, also als Foto in der Hand zu halten. Eine Geburt ist eben etwas ganz anderes als das, was ich jeden Tag vor der Linse habe.

Nancy hatte es mir damit also ermöglicht, einen meiner größten Träume als Fotografin zu wahr werden zu lassen. Schon vor ihr hatte ich viele werdende Mütter gefragt, aber einen Fotografen während der Geburt konnte sich keine vorstellen.

Als von Nancy der Anruf kam, dass sie und ihr Mann ein weiteres Kind erwarten, brauchte sie gar nichts mehr sagen. Ich war den Tränen nahe und voller Vorfreude, sofort wurden alle Termine rund um das mögliche Datum im Juni geblockt.

Dementsprechend überrascht war ich auch, als zwei Wochen früher, am 27.05 der lang ersehnte Anruf kam. Der kleine Kerl konnte es anscheinend gar nicht abwarten, die Welt zu sehen.

An diesem Abend stand ich halb sechs im Krankenhaus und vor Nancy, die der Nacht erwartungsvoll entgegen blickte. Aber Hunger hatte sie. Und ihr Mann Maik auch. Und ich eigentlich auch.

Also schnell zu McDonalds geflitzt, um Kaffee und Burger für die gesamte Nacht zu besorgen. Nach der Stärkung folgte ein bisschen Bewegung, und so drehten wir zusammen ein paar Runden durch den Park.

Wieder im Zimmer angekommen die ernüchternde Nachricht: Die Wehentätigkeit hat nachgelassen. Es war bereits halb 11 und der Vater und ich wurden nach Hause geschickt, damit wir wenigstens ein bisschen Schlaf abkriegen konnten.

Jedoch war daran gar nicht zu denken. Ich hatte mir extra ein zweites Handy mit einem anderen Klingelton neben das Bett gelegt, um den Anruf auch ja nicht zu verpassen. Gefühlt alle 10 Minuten checkte ich die Uhrzeit und um 4 Uhr morgens schickte ich Nancy dann eine Nachricht und fragte, ob es etwas Neues gibt.

„Die Wehen sind wieder im Gange, aber lass dir Zeit.“

Eine halbe Stunde später stand ich wieder in ihrem Zimmer. Schlafen hätte ich ja eh nicht gekonnt und lieber unterstützte ich die werdende Mutter. Die Wehen wurden stündlich stärker, ich atmete sie mit Nancy zusammen weg, beobachtete die Abstände, fieberte mit.
Auch Maik war die ganze Zeit für sie da und half dort wo er konnte.

Das Zimmer füllte sich immer weiter und mittlerweile waren außer uns dreien noch zwei Ärzte und drei Hebammen im Kreissaal.

Und dann ging alles ganz schnell.

Das Kind fiel der Mutter quasi in den Arm.
Und dieser erste Moment war unbeschreiblich. Die Zeit schien still zu stehen und ein Gefühl von Liebe und unendlichem Glück erfüllt den Raum. Ein absolut einmaliges Erlebnis, festgehalten auf einem Foto.

Mit dem ersten Quäken des kleinen Kerls wurden wir wieder zurück in die Realität geholt. Das Kind wurde gewogen und ausgemessen und lag wenig später im Arm der erschöpften, aber überglücklichen Mutter.

Bobby erblickte am 27.05 um 08:22 gesund das Licht der Welt.
Vielen Dank an Familie Döhler diese einmalige Möglichkeit und alles Liebe und Gute für Euer Kind!